Dienstag, 12. Januar 2010

Möchten Sie in einer Behörde arbeiten?

Eine hohe Personalfluktuation, überlastete Mitarbeiter, eine unzureichende Aus- und Fortbildung, erhebliche Qualifikationsdefizite, daraus folgend eine überdurchschnittliche Fehlerquote. So in etwa lauten aktuelle Stellungnahmen und erlebt es der Bürger tagein, tagaus. Konkret bedeutet dies, dass mehr als ein Drittel der Widersprüche gegen Hartz-IV-Bescheide ganz oder teilweise stattgegeben wurde, dass Unternehmen und Bürger monatelang auf ihre Einkommensteuerbescheide warten müssen, Studenten und Schüler zum Teil mehr als neun Monate auf eine Antwort aus den Ämtern warten müssen, gezwungen sind, unendlich viele Formulare wieder und wieder auszufüllen, dass Eltern ihre Kindergeldansprüche noch kritischer überprüfen sollten. Aber nicht nur in Behörden und Ämtern macht sich aufgrund der Arbeitsbedingungen Frust breit. Auch in ehemaligen Staatsbetrieben leistet der Kollege Schlendrian anscheinend hervorragende Arbeit. Briefe benötigen für eine Strecke von nicht einmal 30 Kilometern Tage, versprochene Zustellzeiten werden trotz höherer Gebühr nicht eingehalten, Pakete verspätet oder überhaupt nicht zugestellt, müssen selbst abgeholt werden, verschwinden auf unerklärliche Art und Weise.
Zugegeben, Journalisten arbeiten nach der Devise „Gute Nachricht – schlechte Nachricht, schlechte Nachricht – gute Nachricht“. Längst ist in unserem Land nicht alles so schlecht, wie es anhand einzelner Meldungen den Anschein erweckt. Aber, wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Und jeder von uns wird sich an zahlreiche ähnliche Beispiele erinnern, die ihn möglicherweise zur Weißglut getrieben haben.

Die Frage sei erlaubt, wann man endlich die notwendigen Reformen in den Ämtern in Angriff nehmen will. Schließlich wäre damit vielen geholfen: dem Bürger, der zuverlässig bedient wird, dem Steuerzahler, der weniger Steuern zahlen müsste, oder dem Staat, der das Geld sinnvoller ausgeben könnte, und nicht zuletzt den Mitarbeitern in den Behörden, denen man auch einmal das Gefühl der Arbeitszufriedenheit gönnen sollte.