Montag, 18. Mai 2009

Auf der Suche nach dem perfekten Mitarbeiter

Jeder hat seine Lesegewohnheiten. Samstags beginne ich die Lektüre der FAZ mit der Glosse „Wie war dein Tag, Schatz?“. Sehr empfehlenswert, unterhaltsam, mitten aus dem alltäglichen (Berufs-)Leben gegriffen, nicht selten in der Firmenkantine aufgeschnappt.

Am vergangenen Samstag ging es um Anforderungen, die heutzutage an Bewerber gestellt werden und letztendlich ausschlaggebende Kriterien der Bewerberauswahl.

Die Intention des Autors lag letzten Endes auf dem zweiten Aspekt, aber der erste Aspekt erscheint dennoch (nochmals) beleuchtenswert.

Liest man die Stellenangebote in den Zeitungen oder im Internet, studiert die gestellten Anforderungen, so muss man sich wundern, dass Unternehmen ihre offenen Stellen immer noch besetzen können. Es liest sich wie das Märchen von der perfekten Kraft: jung und dennoch bereits umfassend erfahren, exzellent ausgebildet, natürlich promoviert, perfekt mehrsprachig, selbstbewusst und doch bescheiden mit ausgeprägter Sozialkompetenz und hohem Durchsetzungsvermögen. Sollte er oder sie vielleicht auch noch gut aussehen? Kurz: die eierlegende Wollmilchsau. So legt der Autor seinen beiden Gesprächspartnern zurecht auch ein „Muss ja ein echter Wunderknabe sein.“ in den Mund.

Ist es wirklich einfacher, eine vollständig entwickelte Kraft aufzunehmen? Vieles kann (und wird) ihm bzw. ihr in die Wiege gelegt und im Laufe der Sozialisation mitgegeben. Aber auch eine gehörige Portion eigener Arbeit und somit Entwicklung hin zur Reife ist gefordert. Und es grenzt an Wunder, wenn eine junge Nachwuchskraft die volle Reife bereits in jungen Jahren erlangt hat.

Darüber hinaus muss eine Führungskraft zum Unternehmen und dessen Werten passen bzw. sich in verantwortlichem Maße anpassen (können). Nicht jeder Fußball- oder Handballspieler hat in seinem neuen Verein sofort für Furore gesorgt. Anpassungsprozesse erfordern eben ihre Zeit. Und diese Zeit muss auch einer (jungen) Führungskraft gegeben werden.

Bleiben wir also auf dem Teppich. Fordern wir unsere Führungskräfte, aber fördern wir sie auch. Und ... behalten wir ein wachsames Auge auf ihre Entwicklung.

Zwar schon aus dem Jahre 2004, aber immer noch aktuell:
ManagementBrief Nr. 41 – Immer noch zu viel Prosa und zu wenig Aussagekraft – Über Stellenangebote für Führungskräfte

Freitag, 15. Mai 2009

Vorruhestand – nicht immer die beste Lösung

Politiker sind keine geeigneten Kandidaten für die Abteilung Strategische Planung. Dafür ist ihr Horizont in den meisten Fällen zu kurzfristig ausgerichtet. Das mag ein Grund dafür sein, dass seit geraumer Zeit wieder öffentlich über den Vorruhestand nachgedacht wird. Entgegen ursprünglicher Absichten soll nun die Regelung zur Altersteilzeit nochmals verlängert werden. Das setzt falsche Signale, wie alle Subventionen, die Marktgesetze aushebeln.

Um Kosten zu senken werden nunmehr ältere Arbeitnehmer in den (Vor-) Ruhestand verabschiedet. Das ist fatal in Unternehmen, in denen ohnehin schon die Altersbalance aus den Fugen geraten ist. Dies ist kurzsichtig in einer alternden Gesellschaft, in der heute bereits erfahrene Kräfte Mangelware geworden sind.

Unternehmen setzen kurzsichtig wertvolles Wissen frei, das sie später teuer als Berater und Projektmanager zurückholen müssen.

Dieses Geld wäre sinnvoller in Weiterbildung und eine vernünftige Gesundheitsvorsorge investiert. Der Mensch wäre beschäftigt, nach Wunsch und entsprechend seinen körperlich-geistigen Fähigkeiten vielleicht nicht mehr in Vollzeit eingesetzt, aber das Wissen, die Kontakte blieben erhalten.

Junge Kräfte wollen (und sollen) so früh wie möglich Verantwortung übernehmen. Aber Führungskräfte müssen reifen können. Junger Wein ist spritzig, lebendig, mit angenehmer Säure, aber bedarf der Zeit bis zur vollen Reife. Der Weinkenner mag entgegnen, jeder Wein habe seine Zeit verkostet zu werden und alter Wein verlöre im Laufe der Zeit, zumindest bei falscher Lagerung. Einverstanden. Aber gut ausgebaut und gut gelagert kann Qualität nur gewinnen und mit Dauer zu Spitzenqualitäten reifen.

Das gilt für Nachwuchskräfte ebenso. Die Alterspyramiden vieler Betriebe zeigen ein deutliches Übergewicht junger Kräfte. Manche Betriebe haben auf der ausführenden und der mittleren Managementebene keine unter 50-jährigen mehr. Dies kann ins Auge gehen. In vielen Situationen zählt auch die Lebenserfahrung. Hier kann eine ausgewogene Altersstruktur sowohl für jugendliche Dynamik und Innovation als auch für seniore Abgeklärtheit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bedeuten.

Um nicht missverstanden zu werden: auch und gerade von älteren Arbeitnehmern erwarte ich eine Aufgeschlossenheit gegenüber gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen. Stillstand ist immer Rückschritt. Was seit 30 Jahren gut gelaufen ist, muss nicht für die nächsten 30 Jahre geeignet sein. Das Argument „Das haben wir schon immer so gemacht.“ hält selten einer strengeren Kontrolle stand. In den meisten Fällen gibt es bessere Lösungen.

Jeder Wein ist ein Individualist. Das gilt ebenso für Menschen. Ältere Mitarbeiter, die im Geiste jung und beweglich geblieben sind, können für das betriebliche Geschehen nur eine Bereicherung sein.
Mehr zu diesem Thema auf meinen Seiten im Internet unter dem Stichwort Personalentwicklung (ManagementBriefe Nr. 42 – 46).

Mittwoch, 13. Mai 2009

Doch lieber warten?


Anzeigen sollen ins Auge fallen, Aufmerksamkeit erregen. So ist es auch mit der Anzeige in der heutigen FAZ auf Seite 13. Eine Frau läuft mit einem Paket in der Hand über die Straße. Anscheinend kann sie es nicht abwarten, um endlich loszusurfen. Aber in der Eile hat sie bestimmt nicht die so gut wie unlesbaren Fußnoten unten auf der Anzeige lesen können. Darum ging es schon einmal in einem blog am 24.3.09 (Zeit zum Zugreifen).

Die Frage, die sich einmal mehr stellt: hat der Anzeigengestalter die Wirkung der kleinen weißen Schrifttype einfach nur falsch eingeschätzt? Kann passieren. Oder spielt man absichtlich mit dem unlesbar Kleingedruckten? Das wäre verwerflich. Ob Vodafone doch noch einmal daraus lernt?

Also: Ich warte lieber noch.

P.S. Um lange Ladezeiten zu vermeiden, war eine höhere Auflösung der hier gezeigten Anzeige nicht ratsam. Aber ehrlich: auch in Originalgröße ist der Fußnoten-Text selbst mit einer Lupe kaum zu entziffern.

Deutsche Bahn oder: Es lebe das gute alte Reisebüro

Die Jahreszeit lädt dazu ein, seine Freizeit in der Natur zu verbringen. Wie wäre es da mit einer längeren Fahrradtour? Vielleicht längs des Rheines, der Mosel oder der Elbe? Nichts leichter als das, werden Sie denken. Mit der Bahn hin, mit dem Fahrrad zurück. Von Haustür zu Haustür.

Als Konsumenten, als Reisende sind wir dank der elektronischen Medien selbständiger geworden. Wir recherchieren im Internet, schließlich ist Vorfreude auch Freude. Und nichts ist leichter als das. Wir suchen uns unsere Verbindungen, gerne die günstigsten. Wir zahlen mit Kreditkarte oder per Überweisung vorab. Wenig später finden wir im Eingangskorb die Bestätigungsmail. So weit, so gut.

Aber es gibt Ausnahmen, es gibt Situationen, in denen man einfach nicht weiterkommt. Aber Aufgeben gibt es nicht. Schließlich haben wir dafür unsere sogenannten „hot line“-Einrichtungen. Und nun kommt das eigentliche Problem. Die meisten „hot lines“ stehen für teuer, langwierig, erfolglos, weil in nicht wenigen Fällen die Mitarbeiter erstaunlich überfordert und inkompetent oder, noch schlimmer, desinteressiert bis unfreundlich sind. Hinterher ist man meistens genauso schlau wie vorher. Womit sich die Frage stellt, warum sich diese Stellen überhaupt irgendwie mit Service in Verbindung bringen dürfen.

Die Bahn macht da keine Ausnahme. Zurück also zu der Fahrradtour. Eine Buchung ist im Internet für die gewünschte Strecke und mit Rädern nicht möglich. Bleibt nur der Anruf bei besagter Stelle. Wie bei so vielen Servicerufnummern steht erst einmal – angeleitet von einer freundlichen weiblichen Stimme – der Zifferndschungel. „Wenn Sie .... dann drücken Sie ...“ „Wollen Sie nun einen Mitarbeiter sprechen?“

Sie schildern Ihren Wunsch, nämlich den Transport zweier Räder an ein bestimmtes Ziel. „Nein“, so die prompte Antwort, „das machen wir nicht. Da müssen Sie Hermes fragen.“ Nun, der griechische Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und anderer mehr ist damit nicht gemeint, sondern der gleichnamige Paketversand.

Ein Anruf dort geht natürlich auch nur über die Servicestelle, aber diese ist (heute?) schneller als die der Bahn. Und die Antwort auch: „Nein, da müssen Sie sich an die Bahn wenden.“, so die überraschte Mitarbeiterin. Nun gut, man kann nicht alles richtig verstehen. Also nochmals die Bahn anrufen ... aber man hatte schon richtig verstanden ... Hermes ... Es wird geradezu grotesk.

Irgendwann haben Sie die Nase voll von so viel kompetenten Service und gehen in das kleine Reisebüro um die Ecke. Der engagierte Inhaber kennt alle Tricks, benötigt aber auch seine Zeit, um eine Lösung zu finden. Nur ... es gelingt ihm. Sie fahren nicht nur in einem schnellen Zug an das gewünschte Ziel, nein, Sie können auch noch die Räder mitnehmen und .... zahlen jetzt mit Rädern noch weniger als ohne.

Fazit: Manchmal ist es schneller, einfacher und sogar günstiger direkt den guten alten Weg zu beschreiten.

Wenn faule Äpfel den ganzen Lagerbestand gefährden

Ein fauler Apfel oder eine faule Orange kann schnell den gesamten Bestand in Mitleidenschaft ziehen. Deshalb ist es bei der Lagerung wichtig, im regelmäßigen Abstand Stück für Stück auf Druck- und Faulstellen zu untersuchen, will man Verluste begrenzen.

Nicht anders geht es im Betrieb. Ein Mitarbeiter kann das Betriebsklima nachhaltig beeinträchtigen. Da können sich die übrigen Mitarbeiter noch so gut verstehen, eine einzige Person sorgt für gedrückte Stimmung, betretenes Schweigen, Zurückhaltung. Der Austausch von Informationen wird eingeschränkt. Dafür steigt der Gesprächsbedarf über den Mitarbeiter, natürlich nicht bei dessen Anwesenheit.

Es geht hier nicht darum, ob ein Mitarbeiter mehr oder weniger gut arbeitet. Es geht zunächst darum, wie er sich verhält, ob er freundlich im Umgang ist oder ob er beständig schlechte Laune verbreitet. Oft wirkt er (oder sie) abweisend, verunsichert so die Kollegen. Man fragt sich, ob man vielleicht die Ursache ist.

Es stellt sich allgemein die Frage, ob es sinnvoller ist, gute Mitarbeiter noch weiter zu fördern, oder weniger gute Mitarbeiter verstärkt zu begleiten und so an das allgemeine Leistungsniveau heranzubringen. Das muss im Einzelfall entschieden werden.

Diese Frage stellt sich nicht, wenn wir es mit einem schwierigen Mitarbeiter zu tun haben. Hier ist die Antwort eindeutig, ein zügiges Handeln unabdingbar.

Das setzt voraus, dass man die Situation im Betrieb kennt. Das geht aber nur dann, wenn man vor Ort präsent ist, Vertrauen genießt, in der Lage ist Gespräche offen zu gestalten, sensibel für scheinbar Unmerkliches ist, schwache Signale aufnimmt, Stimmungen zwischen den Zeilen wahrzunehmen in der Lage ist. Schlüsse daraus zu ziehen, Ursachen zu erkennen, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und diese Lösungen auch aktiv zu begleiten, das macht eine gute Führungskraft aus. Auch, dass sie, wenn es denn nicht anders geht, Konsequenzen zieht. Nicht mehr und nicht weniger.