Freitag, 13. März 2009

Ryanair. Oder die Missachtung des Kunden in Reinkultur.

Zugegeben, ich bin noch nie mit Ryanair geflogen. Vielleicht liegt es daran, dass die Anfahrt zu den Flughäfen zu weit und die Abflugzeiten zu früh liegen. Vielleicht aber auch ist es der Gedanke an wenig Service, enge Sitzreihen und einem Publikum, das auf Komfort wenig Wert legt und die Zeit am Bestimmungsort vollkommen anders verbringt als man selbst. Darüber kann man hinwegsehen, schließlich ist der Flug selbst einschließlich einer scheinbar unendlichen Aufpreisliste immer noch billig. Ob er auch preiswert ist, das sei dahingestellt.

Ein Erlebnis aber dürfte ausschlaggebend dafür sein, einen großen Bogen um diese Fluggesellschaft zu machen, selbst wenn sie scheinbar ab und an Flugscheine zum Nulltarif anbietet. Es ging darum, Gäste zum sogenannten Flughafen zu bringen. Dort angekommen stand eine lange Schlange am Durchgang zum Warteraum. Man könnte sich Zeit nehmen war der erste Gedanke, der sich wenig später fatal rächen sollte. Die Abreisenden hatten nicht bedacht, wie kleinlich man am Schalter die Vertragsbedingungen auslegte. Obwohl keine fünf Minuten zu spät, war der Schalter bereits geschlossen. Auch mit freundlichen Worten und mit dem Verweis auf die mindestens zwanzig Meter lange Schlange am Eingang ließ sich das Personal nicht dazu bewegen, meine beiden Reisenden (sowie vier weitere noch hinzugekommene Reisewillige) noch mitzunehmen.

Gut, man kann verstehen, dass es Anweisungen gibt. Und jeder halbwegs einsichtige Reisende hätte sich davon überzeugen lassen, dass er tatsächlich unachtsam gewesen war. Aber, entscheidend war hier der Ton: brüsk bis unverschämt. Was man denn überhaupt wolle. Man sollte gefälligst pünktlich sein. Ob man kein Deutsch könne. Der nochmalige Versuch der Reisenden, doch eine Ausnahme zu machen, wurde abrupt unterbrochen. Der Hinweis, man möge einen doch bitte ausreden lassen, wurde wieder unterbrochen: „Ich unterbreche Sie, wann ich will....“

Wieder zuhause zeigte ein Blick auf Foren im Internet, dass zahlreiche andere Mitreisende ähnliche Klagen gegen Ryanair führten. Das interessante: eine Möglichkeit, sich bei der Gesellschaft zu beklagen gab es seinerzeit nicht. Hierin hat die Gesellschaft wenigstens gelernt und bietet heute auf ihrer Internetseite die Möglichkeit dazu. Wenigstens ein kleiner Fortschritt. Ob auch die Freundlichkeit des Bodenpersonals besser ist, das kann nicht beurteilt werden. Schließlich ... siehe oben.

Wie unterschiedlich ist da doch das Verhalten der Lufthansa-Tochter swiss. Ein vergünstigter Flug, ohne offiziell die Möglichkeit einer Umbuchung, musste krankheitsbedingt abgesagt werden. Ein Anruf genügte, es wurde umgebucht, ein kleiner Zusatzbetrag für den späteren teureren Flug bezahlt. Das war es. Die Überraschung kam später. Weil man als Grund eine Erkrankung genannt hatte kam wenig später ein kleines Trostpflaster und der Wunsch zur baldigen Genesung. Da bleibt man doch gerne Kunde. Und wie das Ergebnis der swiss für das vergangene Jahr zeigt, hat es sich für die Gesellschaft gelohnt. Auch ohne Gebühren für den Toilettengang während des Fluges. Ein kleines Lächeln bringt immer Gewinn.